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Warum leichte biker langsamer sind
Ist dir schonmal aufgefallen, dass Dir manche Leute auf flachen Bergabstrecken immer davonrollen, obwohl du gar nicht bremst?
Der Grund dafür wird oft im Material gesucht. "Deine Naben laufen zu schlecht", "Dein Lenkwinkel ist zu flach" und und und...
Dabei muss man gar nicht so weit suchen. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ist der Grund folgender: Du bist einfach leichter als deine Kollegen.
der luftwiderstand beim biken
Das Gewicht des Fahrers macht einen wesentlichen Unterschied, auch wenn wir im Physikunterricht etwas anderes gelernt haben. Was wir in der Physik lernen, gilt fürs Vakuum.
In der Realität ist es aber so, dass ein leichter Fahrer im Verhältnis zu seiner Oberfläche einen höheren Luftwiderstand hat als ein schwerer Fahrer. Denn ein schwerer Fahrer mag doppelt so schwer sein, ist aber nicht doppelt so breit und doppelt so gross, sondern seine Masse verteilt sich in alle Dimensionen. Wie man am Foto meines guten Freundes Kaj und mir erkennen kann. Da stehen 100kg neben 58kg.
hier lauern gefahren
Was auf harmlosen Strecken lediglich etwas ärgerlich ist, kann dir bei Sprüngen zum echten Verhängnis werden.
Dann zum Beispiel, wenn dich dein Freund über einen Sprung ziehen möchte, den du noch nie gesprungen bist. Der Ratschlag "fahr mein Tempo, dann passt es" ist gut gemeint, funktioniert aber dann nicht, wenn das Gefälle zu flach und der Absprung zu steil ist. Durch deine leichte Masse musst du zum einen in der Anfahrt hinterhertreten, während der andere vor dir rollt. Zum Anderen bremst dich der Absprung auch stärker aus als den schwereren Fahrer vor dir. Bei ihm geht die Landung auf. Du kommst 2 Meter zu kurz. Kann bei einem Double oder einem Gap übel enden.
Das kenne ich zur Genüge und ich musste ein Gefühl entwickeln, welche Art von Sprüngen ich dank kräftigem Pedalieren so gerade noch schaffen kann, und welche ich gar nicht erst versuchen muss.
Gut zu sehen ist dieser Effekt beim Downhill Worldcup in Fort Williams. Das flache Tretstück gegen Ende ist durchsetzt mit grossen Sprüngen. Die Ladies kommen fast durchs Band zu kurz. Weil sie im Schnitt einfach leichter sind. Und sie treten vor den Sprüngen was das Zeug hält.
gefälle ist dein freund
Je steiler der Trail, umso weniger fällt das Fahrergewicht ins Gewicht. Bewegt man sich in Bikeparks mal locker bei 50kmh, ist man auf technischen, alpinen Trails allenfalls noch im höheren Schritttempo unterwegs. Durch die niedrige Geschwindigkeit gibt es kaum Luftwiderstand, ergo spielt auch das Verhältnis Masse/Oberfläche eine vernachlässigbare Rolle.
probiere es aus
Es ist verständlich, wenn du noch etwas Zweifel hast an diesen Worten. Ich konnte es selber nicht glauben und es hat Jahre gedauert, bis ich es herausgefunden hatte. Bis ich anfing, auf Strassenabfahrten das Bike mit den Freunden zu tauschen. Egal welches Bike ich hatte, ich rollte immer am langsamsten. Kein befriedigendes Ergebnis, denn insgeheim hoffte ich, dass es doch am Material liegt. Aber immerhin wusste ich nun, dass ich diese Tatsache wohl oder übel einfach akzeptieren muss und so machte ich mich auf die Suche nach praktikablen Lösungen.
so rollst du bergab schneller
Als leichter Fahrer hast du nun folgende Möglichkeiten, wie du deine Rolleigenschaften in flachen Abfahrten deutlich verbessern kannst:
- Montiere leichtere Reifen. Diese rollen in der Regel besser. (Achtung der Pannenschutz sinkt, und oft auch der Grip, da leichte Reifen meistens nicht auf maximale Traktion, sondern auf minimalen Rollwiderstand konzipiert sind)
- Wahlweise kannst du am Hinterrad einen Reifen mit härterer Gummimischung fahren oder einen Semislick montieren, um nochmals etwas herauszuholen. (mach das nicht am Vorderrad, da du dadurch zuviel an Grip verlierst)
- Alternativ zum Semislick kannst du die mittleren Reifenstollen deines Hinterreifens auch mit einem Seitenschneider kappen. So mache ich das, damit ich bergab nicht dauernd so viel treten muss. Ohne zu treten verliere ich immer den Anschluss zu meinen Buddies.
Viel Spass beim Ausprobieren und happy trails,
Holger
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